Der Bruder der Legehenne

Es ist leider Realität: zum Eierlegen braucht es die Legehennen – nicht jedoch ihre Brüder. Diese werden gleich nach dem Schlüpfen aussortiert und vergast. Ein Teil davon wird als Tierfutter verwendet. Davon ist die konventionelle Eierproduktion genau gleich betroffen wie die Bio-Ei-Produktion.

Damit das männliche Küken nicht mehr sofort getötet wird, gibt es in der Schweiz momentan drei Projekte, bei denen der Bruder der Legehenne mit aufgezogen wird. Der Hahn wird gemästet (er nimmt jedoch nicht sehr viel an Gewicht zu…) und später zu Fleisch verwertet. Als Konsumentinnen und Konsumenten können wir somit Eier von Initiativen kaufen, die auch männliche Küken aufziehen.

Bruderhahn_Demeter
Bruderhahn ©Demeter.ch
  • «Hahn im Glück»: Projekt von Demeter: Momentan sind es 4 Eierproduzenten; 3 weitere Betriebe kommen im Sommer 17 dazu. Aufwachsen nach „Hahn im Glück“-Richtlinien bedeutet, dass alle geschlüpften Küken gross werden: Die Hühnchen legen Eier, die Hähnchen werden nach einigen Monaten als Junghähne vermarktet.
  • «henne & hahn»: Projekt von Gallina Bio, KAGfreiland und Hosberg. Seit dem 1. Januar 2016 werden für die Anzahl Eier unter dem Label „henne & hahn“ die entsprechenden männlichen Küken nach dem Schlupf nicht getötet. Die Jungtiere werden unter artgerechten Bedingungen grossgezogen. Sie geniessen dabei Bio-Futter und haben regelmässigen Zugang zur Wiese und zum Sandbad.
  • «Huhn mit Bruder»: Bio-Direktvermarkter. Das Projekt setzt sich auch für die Züchtung einer bäuerlichen Populationsrasse ein, abseits der industriellen Zucht. Güggel werden auf dem Hof geschlachtet. Die abgepackten Poulets können frisch und tiefgefroren direkt oder über picobio.ch bezogen werden.

Projekt in Österreich:

  • Die Eiermacher: In der Bio-Legehennenhaltung sollen alle männlichen Eintagsküken aufgezogen werden. Die gesamte Produktion wurde auf eine neue Rasse umgestellt: Das Zweinutzungshuhn „Sandy“.

Projekte in Deutschland:

  • Haehnlein: Haehnlein-Eier von der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof können u.a. bei Alnatura, Denn’s, Edeka, Real, Rewe und tegut gekauft werden. Die Gemeinschaft aus ökologisch-agierenden Betrieben strebt nach eigenen Angaben 100-Prozent-haehnlein-Eier an.
  • Bruderhahn Initiative Deutschland (BID): Für jedes BID-Ei wird im Laden ein Zuschlag von 4 Cent veranlagt. Diese 4 Cent werden zu 100% für die Aufzucht der Brudertiere und deren Vermarktung verwendet. So können alle Brudertiere aufgezogen werden, deren Schwestern für die Projektteilnehmer Eier legen. (So funktionieren alle Bruderhahn-Projekte)
Bruderhahn
4×4 Cent für die Ethik ©bio-markt.info

Dass dieser Artikel kurz vor Ostern erscheint, ist natürlich kein Zufall! Ich finde es wichtig, dass wir als Konsumentinnen und Konsumenten kritisch sind und v.a. auch die Nutztierhaltung hinterfragen. Und jeder Kassenzettel ist auch ein Stimmzettel! In diesem Sinne: Frohe Ostern!

 

 

15 Gedanken zu „Der Bruder der Legehenne

  1. Danke für den tollen Artikel! Mir selbst ist auch erst vor einiger Zeit durch einen Beitrag wie deinem bewusst geworden, was für ein Schicksal männliche Küken erleiden. Schön auch zu wissen, was für Initiativen sich für die Hühner-Brüder einsetzen! In diesem Sinne, frohe Ostern!!

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  2. Obwohl ich das im ersten Moment, als ich davon hörte, auch erstmal gut fand, wurde es beim zweiten drüber Nachdenken wieder seltsam. Ok, die leben dann ein paar Wochen (8-10 konnte man ja nachlesen…) länger als vorher und werden erst gemästet bevor man sie tötet. Und damit fühlt man sich dann besser, weil dann ist es nicht mehr schlimm? Für das Tier an sich ist das wohl eher keine wirkliche Verbesserung.

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    1. Hallo Sue! Die Frage, die Du stellst, ist eine ethische: Soll das männliche Küken sofort getötet werden (für Futterküken, aber auch Biogasanlage), oder wollen wir es aufziehen, um damit Menschen zu ernähren Vielleicht ist weder noch der Weg.. Es gibt auch noch die Zweinutzungshühner, die etwas weniger Eier legen und weniger Fleisch geben. Und es wird momentan an einer „In-Ovo“-Lösung geforscht, d.h. das Geschlecht wird bereits im Ei erkannt. Liebe Grüsse, Nicole

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      1. Hallo Nicole, ja klar, ich bin hier auf die Ethik eingegangen, aber vor allem auch deshalb, weil so viele Menschen auf diese „Änderung“ damit reagieren, dass sie sich emotional vom Kükentöten betroffen fühlen. Sieht man ja z.B. auch bei Monis Kommentar, der sich auf das Schicksal, dass die Hähne erleiden müssen bezieht. Das Schicksal bleibt ja so ziemlich das selbe, nur das es 10 Wochen später eintritt. Und so geht es ja vielen Menschen, die das total traurig finden, dass Küken getötet werden, aber sind sie ein paar Wochen älter ist das dann wieder egal. Damit hinterfragt man die ganze Nutztierhaltung halt nur Oberflächlich, wenn überhaupt.

        Würde man umwelttechnisch/wirtschaftlich hinterfragen wäre es vermutlich trotzdem besser, man würde kein Futter und Energie an Tiere „verschwenden“, die deutlich weniger Fleisch liefern können als eben entsprechende Züchtungen.

        Wünsche dir trotzdem schöne Ostern 😉

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  3. Liebe Nicole, schön, dass du das Thema ansprichst. Und toll dass du ensprechende Initiativen aufgelistet hast. 🙂
    Ich kaufe mittlerweile selbst keine Eier. Einfachheitshalber esse ich aber auswärts vegetarisch.
    Viele Grüße und schöne Ostern!

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  4. So sehr ich Initiativen toll finde, die sich um das Wohl der anderen Tiere bemühen – „Vermarktung“ und Töten der Hähne kann ich beim besten Willen nicht „toll“ finden. Es gibt eine Initiative, die durch Durchleuchten beim Ei erkennt, ob es Männlein oder Weiblein enthält. Die Männlein werden erst gar nicht ausgebrütet. Euthanasie bei Hühnchen. Finde ich toller, weil hier niemand getötet werden muss. Aber so richtig toll finde ich erst, wenn weder aussortiert noch getötet wird. Es gibt inzwischen so viele Möglichkeiten, gesund satt zu werden ohne Fleisch. Damit es auch „frohe Ostern“ nicht nur für Menschen, sondern auf für die Hühner wird.

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    1. Hi Martin! Vielen Dank für Deine Gedanken. Die Tiere sind zu Nutztieren geworden… Eine traurige Realität. Ich finde es einfach sehr wichtig, ein aufgeklärter Konsument zu sein. Wenn ich also Eier kaufe/esse, dann akzeptiere ich auch, dass die männlichen Küken getötet werden. Eine Möglichkeit bieten hier die Bruderhahn-Initiativen. Die „In-Ovo“-Methode, die Du ansprichst mit dem Durchleuchten des Ei’s, ist noch nicht auf dem Markt. Liebe Grüsse und schöne Ostern, Nicole

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      1. Hi Nicole. Ja, Deinen Gedankengang finde ich gut und wichtig. Wobei ich als Ei-Konsument nicht nur akzeptiere, dass die männlichen Kücken getötet werden. Sondern auch die weiblichen teilen dieses Schicksal, sobald die „ausgelegt“ haben. Sie sind nicht zu Nutztieren geworden, wir Menschen haben sie bewusst zu „Nutztieren“ gemacht. Die Werbung der Ei-Industrie lässt uns gern vergessen, wie das Leben der Hühner wirklich aussieht. „Bio“ bedeutet doch erst einmal nur, dass die Tiere Bio-Futter bekommen. Ich finde, dass wir Menschen vergessen haben, dass auch wir „nur“ Tiere sind, Teil der Natur, und durch unseren Intellekt die Chance haben, Lebensentwürfe ohne Ausbeutung und Töten zu leben.
        Ein Blog wie Deiner hilft, dass wir wieder mehr hinschauen statt weg zusehen. Und dadurch bewusster werden. Danke Dir.
        Martin

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  5. Liebe Nicole,
    Danke für deinen Artikel! Die Information des Konsumenten ist ein erster Schritt! Ich habe ihn auf meinem Blog verlinkt. Hoffe das ist ok.
    Eine Anmerkung hab ich noch: aus deinem Artikel geht nicht ganz klar hervor, dass Hähne auch bei Bio Eiern geschreddert o.ä. werden.
    LG Annette

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