Dirty Little Secret

Der österreichische Autor, Medizin-Journalist und Filmemacher Bert Ehgartner hat 2012 ein Buch zum Thema Aluminium geschrieben:“Dirty Little Secret – Die Akte Aluminium„. Da das Buch sehr umfassend ist, möchte ich Euch zuerst über die sehr aufwändige und umweltbelastende Gewinnung von Aluminium berichten.

Aluminium wird aus Bauxit gewonnen. Bauxit ist eine Gesteinsschicht mit einem Gehalt an Aluminiumoxid von mind. 30 bis 60%. Besonders häufig kommt Bauxit in den Tropen vor. Die bedeutendsten Förderländer sind Australien, Brasilien, Guinea und Jamaika.

Vernichtung von Regenwald

In Porto Trombetas (Brasilien) befindet sich die drittgrösste Bauxitmine der Welt, welche 360 Tage im Jahr, 24 Stunden am Tag, in Betrieb ist. Jedes Jahr werden dort circa 250 Fussballfelder Regenwald gerodet, um an Bauxit-Flöze heranzukommen. Weil beim Abbau des Bauxits die Vegetation und die obere Bodenschicht vollständig entfernt werden muss, ist dies mit einem enormen, grossflächigen Eingriff in die Natur verbunden. Und: Primärregenwälder sind nach ein Rodung unwiederbringlich verloren…

Hoher Wasser- und Strombedarf

Der Prozess von Bauxit bis zu Aluminium(oxid) ist ziemlich komplex. Ich versuche, das Ganze in wenigen Sätzen zu beschreiben.

Das Bauxit wird mechanisch zerkleinert und Minerale (Sand, Kalkstein, ..) abgetrennt. Diese bleiben als Rückstand der Alu-Produktion zurück und machen 15 – 30% der Abbaumenge aus. Das Bauxit wird mehrfach gemahlen und dann mit Natronlauge getränkt. Zum Waschen des Bauxits sind grosse Mengen Wasser notwendig. Unter hohem Druck und bei einer Temperatur von 120 – 300°C wird das Bauxit aufgeschlossen: Das heisst, das Aluminiumhydroxid löst sich in der Natronlauge und bildet Aluminatlauge. Die restlichen Bestandteile (Eisen, Sizilium, Titan, etc.) sinken zu Boden und werden als Rotschlamm abgetrennt.

Das Aluminiumhydroxid wird dann entwässert und durch Glühen bei ca. 1200°C entsteht ein weisses Pulver: Das Aluminiumoxid. „Das Aluminiumoxid wird geschmolzen und im Elektrolyse-Verfahren unter Einsatz von grossen Mengen elektrischer Energie zu metallischem Aluminium reduziert. Die Herstellung von einer Million Tonnen Aluminiumoxid verbraucht dabei so viel Energie wie eine halbe Million Haushalte in einem Jahr“ (Quelle).

Die Stromkosten machen 30 – 45% der Herstellungskosten von Aluminium aus. Deshalb ist die Alu-Industrie an günstigem Strom interessiert. So „werden beispielsweise in Südamerika zur Energieerzeugung für die Aluminiumherstellung Staudämme gebaut, die die dortige Ökologie irreparabel schädigen“ (Wikipedia).

Giftiger Rotschlamm

Pro Jahr fallen weltweit rund 150 Mio. Tonnen giftiger Rotschlamm als Industrieabfall an. Der Rotschlamm enthält die stark alkalische Natronlauge mit einem pH-Wert von 14. Auf Regenwald.org ist zu lesen: „Pro Tonne hergestellten Aluminiums entstehen zwischen einer und sechs Tonnen des gefährlichen Abfallprodukts. Da es kaum Möglichkeiten zur Weiterverarbeitung für Rotschlamm gibt, wird die toxische Substanz in grossen Seen deponiert oder einfach in Flüsse geleitet. Für die betroffenen Ökosysteme hat das meist tödliche Folgen“.

Trombetas-Pond

Aluminium-Industrie

Die Aluminium-Industrie zählt zu einem der umsatzstärksten Segmente der Weltwirtschaft. Fünf Konzerne teilen sich den Markt: Rusal (Russland), Rio Tinto Alcan (Australien – England – Kanada), Alcoa (USA), Hydro (Norwegen), Chinalco (China).

11 Gedanken zu „Dirty Little Secret

  1. Hallo Nicole!

    Ich kann mich noch gut daran erinnern, als wir im November, als du in Wien warst, über die Akte Aluminium geplaudert haben 😉 Schön, dass du sie nun auf deinem Blog vorstellst.

    Wie ich dir schon erzählt habe, hat nach dieser Doku mein Freund absolut ALLE Produkte mit Aluminium aus dem Badezimmer entfernt. Dabei handelte es sich auch noch um ungeöffnete Sachen. Ich mein natürlich seine, ich hatte schon länger keine Produkte mit Aluminium. Er hat sogar unseren Apothekenschrank nach Medikamenten mit Aluminium durchsucht und auch diese entsorgt. Das Thema war zuvor nicht auf seinem „Radar“, diese Doku hat aber einiges in ihm ausgelöst.

    Seitdem leben wir aluminiumfrei, was die Kosmetik angeht. Bei anderen Bereichen gibt es noch Verbesserungsbedarf, aber wir sind dran, auch dieses Aluminium weg zu lassen. Tomatenmark haben wir z. B. schon im Glas gefunden oder statt Medikamente für Sodbrennen hilft Heilerde besonders gut und wir verwenden keine Alufolie mehr. Es gibt aber noch viel zu tun 😉

    Alles Liebe,
    Sabrina

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    1. Hallo Sabrina! Ja, genau, dank Deinem Tipp bin ich auf die Akte Aluminium gestossen! Den Film hab ich (noch) nicht gesehen, aber das Buch fand ich sehr eindrücklich. Es ist unglaublich, wo überall Aluminium drinsteckt!!

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  2. Ich war schon immer sparsam mit Aluminium, der Film hat mich zusätzlich sehr beeindruckt. Manchmal finde ich den Kampf schwer, aber Stück für Stück gelingt es mir besser, das Thema vor allem auch innerhalb meiner Familie zu platzieren. Danke für deinen Beitrag dazu.
    LG Anni

    Gefällt 1 Person

  3. Ein Goldschmied hat mich leztes Jahr über Aluminium aufgeklärt und seitdem versuche ich mehr und mehr dieses Metall in meinem Umfeld zu vermeiden. Oft ist aber nun die Alternative Plastik, was eigentlich keine Alternative ist.
    Übrigens sind Bratpfannen auch meist aus Aluminium! Hier empfehle ich als Alternative eine unbeschichtete (also auch rostende) Gusseisenpfanne. Wenn die eingebraten ist schlägt sie jede andere Variante!
    Ich würde mich freuen, wenn andere ihre Alternativen mitteilen.
    LG, Susanna

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    1. Hallo Susanna
      Danke für Deinen Kommentar! Ich werde in Kürze über Alternativen zu Alu-Verpackungen auf dem Blog schreiben. Wie Du sagst, Plastik kann ja nicht die Alternative sein…

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    1. Danke für den Link zum Artikel. Sehr interessant! „Weiterhin wird mehr (Alu) produziert, als verlangt wird.“ Und häufig wissen wir nicht mal, wo überall Alu drin ist…

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  4. Pingback: Ab in die Sonne?!

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